Zeitzeugengespräch

10.10.2018

Im Angesicht der Geschichte

Man hätte wohl die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können, als die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende Tamar Landau am Mittwoch, den 10. Oktober 2018 den Grünen Salon in der Wittstocker Bibliothek betrat.

Das im Rahmen des Geschichtsunterrichts organisierte Zeitzeugengespräch – in Zusammenarbeit mit dem Verein Neue Impulse e.V. - dauerte ca. anderthalb Stunden, in denen Tamar Landau ihre Leidens- und Lebensgeschichte während des Dritten Reiches erzählte und die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen die Möglichkeit erhielten, Fragen zu stellen.

Frau Landau begann ihre Erzählungen mit einem Rückblick in ihre Kindheit, die jedoch früh enden sollte, nachdem sie und ihre Familie durch die Nationalsozialisten in eines der Ghettos in Polen deportiert wurden sowie in verschiedene Konzentrationslager kamen. Bereits mit 11 Jahren musste die Zeitzeugin Zwangsarbeit leisten und wurde kurz vor Kriegsende mit vielen anderen Häftlingen auf einen Todesmarsch über Dresden und das Konzentrationslager Flossenbrück in das Konzentrationslager Bergen-Belsen geschickt. Woher sie die Kraft für einen solchen Gewaltmarsch gezogen habe, fragte eine Schülerin. Sie könne es nicht mehr sagen, so Frau Landau. Hunger, Kälte und Leid waren ständige Begleiter.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Frau Landau in ein englisches Kinderlager in Hamburg (Blankenese) gebracht. Seit 2010 erzählt der Film „Die Kinder von Blankenese“ (Raymond Led) vom Schicksal Landaus und anderer jüdischer Kinder.

Seit mehreren Jahren besucht Tamar Landau, die kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nach Palästina (heutiges Israel) auswanderte, regelmäßig Deutschland und erzählt in Schulen von ihren Erfahrungen.

In einer im Unterricht folgenden Feedback-Runde zeigte sich, dass die Schülerinnen und Schüler dieses Engagement wertschätzen. So schreibt ein Schüler, dass er es „großartig“ fand, dass sie nach Deutschland gekommen ist, „um uns von ihrer Vergangenheit zu erzählen“. Auch ihre Offenheit im Umgang mit der Vergangenheit wurde lobend hervorgehoben.

Wir danken Frau Landau für ihre Zeit und wünschen Ihr alles Gute.

(S. Müller, Geschichtslehrerin)